Mittwoch, 7. Oktober 2009

Peking/Beijing (China)

Vorweg: Peking ist eine super interessante Stadt und ganz anders asiatisch als die Städte, die wir bisher gesehen haben. Was zuerst auffiel, als wir aus dem Flieger stiegen, war der Smog, den man riechen konnte. Er scheint auch wirklich abends schlimmer zu sein als tags. Aber tags hatte man das Gefühl, dass es ständig bedeckt war und die Sonne nicht durchkam. Naja, jedenfalls ging's nach der Immigration auf zum Taxi und nun standen wir vor einem Problem: Der Fahrer sprach kein Englisch, wie alle anderen Taxifahrer auch, wie wir später feststellen mussten. Selbst die Hoteladresse mit chinesischen Schriftzeichen sagten ihm nichts. "Ich glaub wir sind jetzt wirklich in China". Jens rief das Hotel an und gab den Hörer weiter, so dass man dem Fahrer den Weg erklärte. Ein Wunder, dass er den Weg auf Anhieb fand, bei der riesigen Stadt (15,5 Mio Einwohner). Mancher Taxifahrer hat nur verlegen gelacht, weil wir uns nicht gegenseitig verständigen konnten. Somit musste man bevor man irgendwo hinwollte, sich im Hotel die Plätze auf chinesischen Zeichen aufschreiben lassen oder hoffen, dass die chinesischen Zeichen im Reiseführer richtig waren.
Der Verkehr stellte sich auch manchmal chaotisch dar. Zwar gab es Dank der Olympiade schon einige Englische Schilder, so dass man sich selbst mal orientieren konnte, aber leider gab es sie nur im Zentrum bzw. an den touristischen Plätzen. Es gab natürlich auch Ampeln, an denen sich die meisten zumindest im Zentrum und in der Hauptphase hielten, aber kam man z.B. in die Nähe des Hotel, was eigentlich auch super zentral lag, sah es chaotisch aus, da schienen die Ampeln nur für Touristen zu gelten. Jeder fährt, wie es ihm passt. Das bei dem Gewimmel nicht einer mal umgefahren wird...Dann fällt natürlich auf, dass alle mit Fahrrädern fahren, viele Rikschas unterwegs sind und so ziemlich alles auf den Gepäckträgern gestapelt wird, was das Rad tragen kann. So sahen wir einen Chinesen der mehrere Rechner zusammengebunden hatte, so dass es ganz schön ausbalanciert sein musste. Die Fahrräder sind teilweise echt klapprige Kisten.



Ein typisches "Fahrradtaxi"
Ein motorisiertes Dreirad mit einer Blechkiste drauf, in der max. zwei Personen mitfahren können. In manchen Ecken kommt man damit schneller vorwärts als mit dem normalen Taxi, also besonders bei Stau vorteilhaft...und den gibt es morgens und abends regelmässig.

Auf dem Weg zum Himmelstempel.
Ein sehr grosser Park mit vielen Hallen, berühmt ist die Halle des Erntegebets.



Altar

über 500 Jahre alte Zypresse




Halle des Erntegebets






Bevor man noch aufgrund des langen Herumlaufens unterzuckert, gönnten wir uns eine Coke.

Sehr häufig zu sehen ist, das viele in den öffentlichen Parks Sport treiben. Ob Tai Chi, Schwertkampf oder wie auf dem Foto Tennis. Dafür wird dann einfach ein Seil als Netz gespannt.
Viele treffen sich zu Brettspielen
Seit 2003 gibt es Erdgasbusse und Oberleitungs-Busse, auch wenn es nur ein kleiner Teil ist, immerhin ein Schritt in Sachen Umweltschutz.
Da am 1. Oktober der Jahrestag der Volksrepublik China gefeiert wird, wurde im Vorfeld ein Tag lang das Gelände um den Platz des Himmlischen Friedens weiträumig für Proben gesperrt.
Ein MUSS in Peking: Rosted Duck (Peking Ente) essen. Super lecker. Was ich nicht wusste, die Köche schneiden der Ente den Kopf ab und blasen dann in den Hals, damit sich die Haut ablöst.
Serviert wird die Ente in kleinen Stücken, dann gibt's ein Art Pfannekuchen, Sosse und Frühlingszwiebeln dazu, um sich damit einen Wrap zu formen.

Auf dem Weg zur Verbotenen Stadt.
Die Verbotene Stadt, mitten in Peking, riesiges Areal, kein Hochhaus von dort aus zu sehen. Sehr beeindruckend. Also auf zur Kasse, an der man zum Glück Englisch sprach. Mit Audio-Guide ausgestattet ging's los. Hunderte von Reisegruppen versammelten sich am Eingang.
Den tierischen Menschenauflauf gab es zum Glück nur am Vormittag, da weiss man dann, wo die Mio. Chinesen geblieben sind, später gegen Nachmittag wurde es leerer, bzw. das Areal ist so riesig, dass sich die Menschenmenge mit der Zeit verläuft. Die Grösse ist schon beeindruckend, auch wenn man sich vorstellt, das über Hunderte von Jahren verschiedene Dynastien von dort aus regiert haben. Eine richtige Stadt in einer Stadt. Die vielen Hallen sehen für den Laien allerdings ziemlich gleich aus.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Chinesen nicht gerade rücksichtsvoll und höflich sind. Zwar sollte man nicht alle über einen Kamm scheren und wir haben ja auch einige freundliche Personen kennengelernt, aber in Sachen Höflichkeit und Rücksicht können sie noch etwas lernen.
Man konnte nicht in alle Hallen hinein, so dass nur einige Türen offen standen, um herein zu schauen. Ich sage Euch, ein unglaubliches Gequetsche, wie beim Sommerschlussverkauf. Anstatt das geordnet zu machen, so dass man im Endeffekt schneller weiterkommt, drückt jeder mit aller Kraft von allen Seiten, so dass die ersten Personen gar nicht mehr herauskommen. Anscheinend haben Chinesen auch keine Ängste Fremden sehr nahe zu kommen bzw. nah auf die Pelle zu rücken. Denn um mich nicht an dem Gedrängel zu beteiligen, habe ich mich an die Seitenwand gestellt, links und rechts von mir fünf Meter Platz. Plötzlich rempelt mich eine Frau von der Seite an und stellt sich so dicht daneben, dass ich zur Seite gedrückt werde und bleibt so an mich gequetscht stehen, hallo? Da ist meterweit Platz!






Viele Mütter haben anscheinend keine Probleme ihre Kleinen überall pinkeln zu lassen, häufig über einen Mülleimer, auch wenn eine Toilette in der Nähe ist. An der öffentlichen Strasse fand ich das schon gewöhnungsbedürftig, aber hier in der Verbotenen Stadt noch mehr. Teilweise haben die Kleinen nur geschlitzte Hosen an, so dass sie nicht einmal die Hose ausziehen müssen. Irgendwann sahen wir eine Mutter die ihr Kind vor eine Mülltonne hielt, so dass es direkt waagerecht in die Lücke der Tonne pinkeln konnte. Hallo? Gewundert hat mich dann, dass es nicht über all nach Urin gerochen hat...







Platz des Himmlischen Friedens
Ein Menschengewimmel, unglaublich!
Wenn man direkt auf den Platz möchte, muss man eine Unterführung unterhalb einer mehrspurigen Strasse benutzen. Dort gibt es dann erstmal einen Sicherheitscheck wie am Flughafen, teilweise fand ich, dass es für bestimmte Leute reine Schikane war, da uralte Leute aus der Schlange genommen wurden und richtig gefilzt wurden. Was soll so ein alter Mann denn bitte anstellen? Auch auf der Strasse am Platz musste einer seine Tasche öffnen.



Mao Memorial
Dort ist Mao in einer Glasvitrine aufgebahrt. Wenn man sich Mao anschauen möchte, muss man vorher seine Taschen abgeben und darf sich dann mit Vorweisen des Personalausweises anstellen. Dann gibt's natürlich wieder einen Sicherheitscheck. Wer möchte kann sich eine Platikblume kaufen, um sie in der Vorhalle abzulegen. Ich war erstaunt, dass noch so viele Mao Respekt zollen. Wenn man sich die Bevölkerung anschaut, fällt auch auf, dass viele der älteren Generation noch die "Mao-Jacken" tragen. Andererseits scheinen sie auch gern mal im Schlafanzug herum zu laufen oder auch einfach mal so Hände klatschend durch die Gegend zu laufen.





Die Stromleitungen, auch nett...


Auch typisch, viele ältere Leute, die noch nach alter Mao Sitte morgens Sport machen. Die Geräte sehen im ersten Moment wie ein Spielplatz aus.

Viele Hawker, die noch mit der Rikscha unterwegs sind, um ihre Waren anzubieten.
Wieder die Brettspiele
Die typischen historischen alten Gassen.

An der Strasse auch überall zu sehen: Schuhmacher oder Fahrradreparateure. Man fühlt sich dann wie in die Vergangenheit versetzt. Einmal sahen wir sogar einen Frisör, der auf einer Brücke seinen Klappstuhl ausgepackt hatte und jemanden die Haare schnitt.

Sommerpalast
Wir hatten an den nächsten zwei Tagen Glück mit dem Wetter. Es schien die Sonne und die Luft war besser. Aber auch hier gab es wieder ein riesiges Park Areal mit vielen Hallen und einem See.






Dieser kleine Kerl hatte zum Glück eine Pampers unter der besagten "Schlitzhose" an.




Da ich gerne die Panda Bären sehen wollte, fuhren wir in den Zoo. Da Gehege des Pandas war zwar nicht super toll, aber immerhin besser als das der anderen Bären. Wir hatten ja damit gerechnet, dass man hier nicht gerade sehr auf artgerechte Tierhaltung setzt, aber wir waren geschockt, als wir die Braunbären sahen. So etwas trauriges, noch nicht einmal ein Grashalm, nur Beton, das einzige Grün war mit Farbe an die Mauer gemalt. Dann hatten die Leute auch noch Müll hinein geworfen. Mit Umweltschutz ist es ja auch nicht gerade weither, aber der Müll war alt, so dass man sofort bemerkt, dass sich keiner vom Zoo drum kümmert. Ein Bär hatte schon kein Fell mehr am Hintern. Von daher haben wir den Zoo schnell verlassen. Da bezahle ich lieber mehr Geld und weiss, die Tiere sind gut aufgehoben. Der Eintritt ist nämlich fast überall sehr niedrig, so dass sich es die Bevölkerung leisten kann. Aber auch hier muss man sagen, dass die Lücke zwischen arm und reich riesig weit auseinander klafft. Hier gibt es einen gewaltigen Kontrast zwischen reich und arm und auch zwischen alt und modern.



Teilweise hatte man das Gefühl, das jeglicher Kitsch und Spielkram wichtiger im Zoo ist als die Tiere. Diese automatischen Hoppelkutschen waren für alle Kinder der Renner...
Als wir auf dem Weg zum Zoo-Ausgang waren, sahen wir einige Profi Fotografen mit ihren Mega-Objektiven, die wahrscheinlich irgendwelche Tierfotos schiessen sollten. Anscheinend schienen Jens und ich exotischer für sie zu sein, denn als sie uns sahen, riefen sie uns zu und schossen plötzlich Fotos von uns. Wer weiss mit welchem Untertitel die Fotos irgendwo auftauchen...




Ming Gräber



Da man mit Englisch nicht so weit kommt und die Chinesische Mauer weit ausserhalb Pekings liegt, haben wir uns entschieden eine Tour zu buchen und nicht auf eigene Faust loszugehen, wie wir es sonst lieber machen. Denn eigentlich wollten wir nur eine Tour zu der Chinesischen Mauer buchen, aber wir hätten es wissen sollen, denn es gab nicht nur den einen angekündigten 30 min Abstecher zu einer Seiden Fabrik. Es gab noch eine Tour zu einer Jade Fabrik. Egal, die Mauer war super!!! Tolles Wetter und ich habe mir den Muskelkater meines Lebens zugezogen. Die letzte Etappe war einfach zu steil und zu lang. wenn man sich vorstellt, das die Soldaten bei eisiger Kälte und tierischer Hitze mit all der Rüstung da auf und ab gehen mussten, Hut ab! Unglaublich ist auch, wie sich die Mauer über die hohen Berge windet. Gigantisches Bauwerk, einfach einzigartig!

Aus Jade hergestellt

Die Chinesische Mauer!










Auf dem Weg hinauf wie auch ab kommt man an einigen Verkaufsständen vorbei, unser Guide hatte einige Sorge um uns, da schon einige Verkäufer aggressiv geworden sind, wenn man nichts kauft. Deshalb gab er uns den Rat, die Personen einfach zu ignorieren, d.h. nicht anschauen oder "Nein. Danke." sagen, denn dann ist erstmal ein Kontakt hergestellt und man wird sie nicht wieder los. Es war wirkvoll!

Das "Bird's Nest"
Beijing National Stadium/Olympische Spiele 2008
Knaller, oder? Dabei ist das Styropor

Die Seiden Fabrik

Im Hotel probierten wir den Wellness Bereich aus und buchten eine Massage. Das war wohl die seltsamste Massage, die ich bekommen habe. Die Massage selber war OK, aber so ohne Gefühl für Atmosphäre, zudecken u.ä. auch endete sie bei mir ziemlich plötzlich mit "So fertig". Wir schienen auch die einzigen Kunden an diesem Tag gewesen zu sein, so wie sie sich über unser Eintreffen gefreut haben.

Der letzte Abend auf dem Weg ins Hotel- Beleuchtung des Himmels Tempels
Auch die Gebäude am Platz des Himmlischen Friedens waren beleuchtet, hatte etwas von Weihnachtsstimmung.

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